Die Kunst ist frei. Sie sollte sich weder einem Dogma unterwerfen, einer Zensur aussetzen noch instrumentalisieren lassen und stattdessen Räume öffnen,
um alternative Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen!
Es war einmal oder nicht?
Zur JahrtausendWENDE in Marokko.
Marrakesch, wo sich alle Wege kreuzen: die älteste Freiluftbühne der Welt und ein Geschichtenerzähler.
Unweit der SAHARA- im Kreis indigener Frauen. Eine alte Amazigh- Erzählerin vor ihrem Lehmhaus:
zur Dämmerstunde ihren Märchen, Gebeten und archaischen Gesängen gelauscht. BeGeistert.
Märchen sind Samen. Und Samen gehen auf- wenn die Zeit reif ist.
Weitere Jahrzehnte zuvor: Geboren in einem Land, das es nicht mehr gibt.
... aufgewachsen in dessen Hauptstadt. Alte Geschichten von der Urgroßmutter gehört. Russische und Grimms Märchen von der Mutter vorgelesen. Mit dem Schuleintritt den Zauber meiner Kindertage ablegen müssen. Unter dem linearen Zeitstrahl des Fortschritts vergessen, dass es ihn gegeben hatte.
Nach der WENDE viel gereist und beWEGt, vor allem rund ums Mittelmeer. Südeuropa, Vorderasien & Nordafrika: Sarajevo, Jerusalem, Tanger. Spurensuche:
WER erzählt wessen Geschichte? Diese Frage ist politisch!
In Südfrankreich gelebt und gearbeitet. Immer wieder Transit und Aufenthalt in Marseille. Dabei meine eigene Geschichte entdeckt und in einen größeren Zusammenhang gestellt. Studiert und diplomiert. Als Autorin über Flucht und Migration geforscht, geschrieben und veröffentlicht. GRENZGÄNGERIN- lange bevor es dafür Stipendien gab. Literatur aus dem Französischen übersetzt. Sprache & Kunst: als Anker und SeelenHeimat zugleich. Mutter geworden: ein Kind zur Welt gebracht. Mit der Promotion in Kulturwissenschaften weitergemacht. Schließlich eine folgenreiche Entscheidung getroffen:
Auf-GEHÖRT!
Als ich alles losließ
vernahm ich in der Stille
den Ruf der MÄRCHEN
Das Märchenbuch meiner Kindheit zur Hand genommen. Darin fand ich, was ich - ohne zu wissen- solange suchte: Märchen als Schlüssel zu einem älteren und ältesten Wissen. Über Zeit und Raum hinausweisend.
In Form einer poetisch- verdichteten Symbolsprache.
Als Akademikerin eine Lektion in Demut. Gleichzeitig der Anfang einer Rückbesinnung auf diese andere Form des Wissens. Sprache als Spiegel, mit dem man die Belebtheit der Welt sehen kann. Erinnerung an unsere Verwandschaft mit allem Lebendigen: Märchen als Vermächtnis für alle nachfolgenden Generationen.
Den Ruf gehört und ihm gefolgt bis heute. Den Zauberfaden meiner Kindheit wieder aufgenommen und weitergesponnen. Die Märchen aus der Starre zwischen den Buchdeckeln erlöst und ihnen ihre Mündlichkeit & Lebendigkeit zurückgegeben. Hinaus in die Welt getragen. Dabei meine ganz eigene Art und Weise des Erzählens entwickelt, dessen Grundlage das DREIgespann: BeRUFung, AufGABE & VerANTWORTung ist.
Seit 2012 professionell als Geschichtenerzählerin in Berlin und bundesweit unterwegs. Landauf. Landab. Geschichtensammelnd und Erzählend. Er-laufend. Er-wandernd. Er-Fahrend. Solo und als Duo.
Besondere Orte. Stadt- Land- See. Auf Tournee. Das Publikum reist mit: Von Dorfkrug bis Rathaus. Waldbad, Schlosspark, Rosengarten. Mühlen, Burgen, Klosterfeste. Weberei, Töpferei & Spinnstube. Von Pferdeumspannwerk bis Rittergut. Tipi, Kohte, Jurte. Zirkuszelt. Fährpassage, Segeltörn & Schiffsausflug. Feuerplatz und Kaminzimmer. Teestube, Landgasthof und Kemenate. Von Scheune bis Künstlerdomäne. Von Picknick bis Gala. Von Wiesengrund bis Theaterbühne. Gelebte Vielfalt. Sechzig bis achtzig öffentliche Veranstaltungen im Jahr bis...
... Corona und die Massnahmen kamen. Plötzlich kaum mehr Vorstellungen. Auswirkungen bis heute. Zäsur, Zoom, ZeitenWENDE: die Maschine als Ersatz für nicht gelebtes Leben. Gerade deshalb waren und sind Geschichten notwendiger denn je: um diese Not zu wenden.
Recherchiert. Dokumentiert. Veröffentlicht: die neue CD Zeitzeichen! Weisheitsgeschichten. Aus mündlicher Überlieferung. Poetisch Worträume schaffen: Herzöffnend. Blickweitend. Sinnstiftend.
In der ZwischenZeit. Mehrmonatige Recherchereisen nach Anatolien: Wiege der Menschheit. Schmelztiegel der Kulturen. Uraltes Reiseland zwischen Ost und West. Euphrat und Tigris. Persien und Europa. Anadolu: Land voll der Mütter. Auf den Spuren mündlich überlieferter Geschichten, die bis heute erzählt werden: Shahmaran- im Reich der Schlangenkönigin. Mesopotamischer Mythos. Eine Heimkehr. Erzähl- Premiere zu den Berliner Märchentagen 2022. Trotz alledem.
"Die Welt und das Wort sind mein Stoff" sagte die großartige Erzählerin der mündlichen Überlieferungstradition der Xhosa Masithathu Zenani . Ihre Geschichten gab sie intuitiv- innovativ- imaginierend weiter. Tradition und Innovation bedingen einander: nur wer die mündlichen Überlieferungen der VorFahren kennt, vermag deren Bild- und Symbolsprache auch in die Gegenwart zu übersetzen und das Publikum zu berühren. Als er-innerte Performance. Das ist die Kunst.
Meine Kunst!